GESCHICHTE

Für das Kunstprojekt Auf der Suche nach dem verborgenen Land  bereiste ich im Jahr 2010 drei Monate die Altai-Region in Sibirien. Dort lernte ich die traditionelle Banja- oder Dampfbadkultur und ihre ganzheitliche, reinigende und stärkende Wirkung kennen und schätzen. Zurück in Bern entschloss ich mich, selber ein Dampfbad zu bauen.

Der erste, rustikale Prototyp des Dampfbades entstand 2011 in einem Stadtgarten in der Länggasse in Bern, die Konstruktion einer Schwitzhütte mit einem alten Ölfass, das als Ofen diente. Dann wanderte es auf einen Bauernhof in Bärau, Emmental, wo es mit Wänden aus Holztäfer, Türe, Boden und Dachkonstruktion ausgestattet wurde.

Dampfbad auf der Engehalbinsel an der Aare Bern 2018

So kam das Dampfbad 2017 ans Ufer der Aare auf der Engehalbinsel. Eine Nachricht an der Türe besagte, dass es frei genutzt werden darf und der Steigerung der Lebensqualität und der allgemeinen Aufwertung des öffentlichen Lebensraums diene. Und ich hinterliess meine Telefonnummer, falls es Probleme geben sollte.

Dampfbad auf der Dachterrasse einer Zwischennutzung im Rossfeldquartier Bern 2021

In der Zeit, in der das Dampfbad an der Aare stand, haben viele davon Gebrauch gemacht, eine Nachricht hinterlassen, um ihren Dank und die Wertschätzung auszusprechen. Während dem Covid-Lockdown hat es nochmals an Wert gewonnen. Es ermöglichte Menschen zu dampfen, in einer Zeit, in der die öffentlichen Bäder und Saunas geschlossen waren. Nach vier Wintern kontaktiere mich der Forstwart im Auftrag der Burgergemeinde, ich möge die Konstruktion entfernen, was ich auch tat. Dann stand das Dampfbad zwei Winter auf der Dachterrasse einer Zwischennutzung im Rossfeldquartier und danach in meinem Garten unter einem 100-jährigen Nussbaum in Biglen.

Dampfbad mit Katze in meinem Garten in Biglen Bern 2025

Das Dampfbad im öffentlichen Raum war rustikal, niederschwellig, unbewilligt, für alle kostenlos zugänglich und immer geöffnet. Es stellte die Idee von Besitzanspruch, Nutzung des öffentlichen Raums, Grenzen zwischen privat und öffentlich, in Frage und sollte dazu anregen, über bestehende Vorstellungen und Begriffe hinaus zu denken.

Smoke-Pirts im Wellness Resort Ziedlejas, Lettland 2024

In der DHZ Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift erschien 2020 der Artikel Lebendiger Heilort in Lettland von Dr. phil. Ieva Ančevska. Darin wird beschrieben, dass die Pirts (Dampfbad) in Lettland seit vielen Jahrhunderten ein wichtiger Ort für ganzheitliches Heilen, Gesundheitsförderung und Prävention ist. Darauf hin kontaktierte ich Ieva Ančevska, mit dem Wunsch, dass ich diese alte Heiltradition persönlich kennenlernen möchte. Das eine führte zum nächsten und so reiste ich im Winter 2024 nach Lettland. Im Treffen mit Ieva und in zwei Pirts-Prozeduren wurde meine Faszination für das Dampfbad nochmals befeuert. Im Sommer 2024 und 2025 reiste ich erneut nach Lettland, um die Recherche zu Dampfbad-Prozeduren sowie zur Konstruktion von Dampfbädern und Öfen fortzusetzen. Mit einem einwöchigen Grundkurs startete ich 2024 im Wellness Resort Ziedlejas, Lettland die Ausbildung zum Dampfbad-Meister.

Nach der Rückkehr aus Lettland habe ich unter dem hundertjährigen Nussbaum in meinem Garten aus einheimischer Esche ein eigenes Dampfbad gebaut. Es ist der Ort, wo ich heute Menschen empfange und Prozeduren und Rituale anbiete.

Dampfbad Biografie

2024-2028 > Ausbildung zum Dampfbadmeister in Lettland

2024 > erste Reise nach Lettland und Bau des neuen Dampfbades

2021-2024 > Dampfbad unter den hundertjährigen Nussbaum in Biglen

2017-2021 > Dampfbad auf der Engehalbinsel am Ufer der Aare

2011-2017 > das Dampfbad wir rege benutzt und wechselt mehrmals den Standort

2011 > Bau des ersten eigenen Dampfbades

2010 > Reise nach Sibirien, erste Begegnung mit dem Dampfbad

bis 2010 > diverse Sauna- und Dampfbaderfahrungen im Iran, in Syrien, Palästina, Marokko, der Türkei und in Guatemala